59. Befiehl du deine Wege

1 Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.

2 Dem Herren mußt du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn,
auf sein Werk mußt du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen,
und mit selbsteigner Pein,
läßt Gott ihm gar nichts nehmen:
es muß erbeten sein.

3 Dein' ew'ge Treu' und Gnade,
o Vater, weiß und sieht,
was gut sei oder schade
dem sterblichen Geblüt:
und was du denn erlesen:
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt.

4 Weg' hast du allerwegen,
an Mitteln fehlt dir's nicht;
dein Tun ist lauter Segen,
dein Gang ist lauter Licht,
dein Werk kann niemand hindern,
dein' Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern
ersprießlich ist, willst tun.

5 Und ob gleich alle Teufel
hie wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurücke gehn;
was er ihm vorgenommen
und was er haben will,
das muß doch endlich kommen
zu seinem Zweck und Ziel.

6 Hoff', o du arme Seele,
hoff' und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnaden rücken:
erwarte nur der Zeit;
so wirst du schon erblicken
die Sonn' der schönsten Freud'.

7 Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente,
und führet Alles wohl.

8 Ihn, ihn laß tun und walten,
er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
daß du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Sach' hinausgeführet,
das dich bekümmert hat.

9 Er wird zwar eine Weile
mit seinem Trost verziehn,
und thun an seinem Teile,
als hätt' in seinem Sinn
er deiner sich begeben,
und sollt'st du für und für
in Angst und Nöten schweben,
frag' er doch nichts nach dir.

10 Wird's aber sich befinden,
daß du ihm treu verbleibst,
so wird er dich entbinden,
da du's am mind'sten gläubst;
er wird dein Herze lösen
von der so schweren Last,
die du zu keinem Bösen
bisher getragen hast.

12 Mach' End', o Herr, mach' Ende
an aller unsrer Not,
stärk' unsre Füß' und Hände
und laß bis in den Tod
uns allzeit deiner Pflege
und Treu' empfohlen sein:
so gehen unsre Wege
gewiß zum Himmel ein.

Text Information
First Line: Befiehl du deine Wege
Author: Paul Gerhardt, 1607-1676
Language: German
Publication Date: 1940
Notes: Mel. Herzlich tut mich verlangen
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(No tune information)



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