57. Nun ruhen alle Wälder

1 Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt' und Felder,
es schläft die ganze Welt;
ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt!

2 Wo bist du Sonne blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr hin! Ein' andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

3 Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sternlein prangen
am blauen Himmelssaal;
so, so werd' ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.

4 Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit;
die zieh' ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr' und Herrlichkeit.

5 Das Haupt, die Füß' und Hände
sind froh, daß nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
Herz, freu' dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei!

6 Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin, und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt!
Es kommen Stund' und Zeiten,
da man euch wird bereiten,
zur Ruh' ein Bettlein in der Erd'.

7 Mein' Augen stehn verdrossen,
im Hui sind sie geschlossen
wo bleibt denn Leib und Seel'?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug' und Wächter Israel.

8 Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen,
so laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein!

9 Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
ein Unfall noch Gefahr;
Gott lass' euch selig schlafen,
stell' euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Heiden Schar.

Text Information
First Line: Nun ruhen alle Wälder
Author: Paul Gerhardt, 1607-1676
Language: German
Publication Date: 1940
Tune Information
(No tune information)



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