88. O traurigkeit! O herzeleid!

1. O traurigkeit!
O herzeleid!
Ist das nicht zu beklagen?
Gott, des Vaters einig kind,
Wird in's grab getragen.

2. O große noth!
Gott selbst ist todt,
Am kreuz ist er gestorben:
Hat dadurch das himmelreich
Uns aus lieb' erworben.

3. O menschenkind!
Nur deine sünd'
Hat dieses angerichtet,
Da du durch die missethat
Warest ganz vernichtet.

4. Dein bräutigam,
Das Gotteslamm,
Liegt hier mit blut beflossen,
Welches er ganz mildiglich
Hat für dich vergossen.

5. O süßer mund!
O glaubensgrund!
Wie bist du so zerschlagen?
Alles, was auf erden lebt,
Muß dich ja beklagen.

6. O lieblich bild,
Schön zart und mild!
Du söhnlein der jungfrauen,
Niemand kann dein heißes blut
Sonder reu' anschauen.

7. O selig ist
Zu aller frist,
Der dieses recht bedenket,
Wie der Herr der herrlichkeit
Wird in's grab gesenket.

8. O Jesu du,
Mein hülf' und ruh!
Ich bitte dich mit thränen,
Hilf, daß ich mich bis in's grab
Nach dir möge sehnen.

Text Information
First Line: O traurigkeit! O herzeleid!
Author: Johann Rist (1667)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Passions-Lieder oder Lieder vom Leiden und Sterben Jesu Christi
Tune Information
(No tune information)



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