96. O Lamm' das keine sünde je beflecket

1 O Lamm' das keine sünde je beflecket
Das Adams gift, wie uns ncith angestecket,
Das schön und reiner als die Geraphinen,
Die dich bedienen.

2 Du bist das Hilge, aus dem Geist empfangen,
Das man im schmmuck der unschuld sahe prangen,
Der allerschönste unter menschen-kindern,
Nicht aus den sündern.

3 wie gehts denn zu, wie soll ich mich drein finden,
Daß es dir geht, als ob du alle sünden
Verüht, und nichts so schnöd, als du auf erden
Könt funden werden?

4 Nicht nur der abgrund, son, dern auch der himmel
St¨rmt auf dich zu, man stehet ein getümmel
Der schaaren, die mit hundert tausend freudne
Dir machen leiden.

5 Da ligest du in angst, im schweiß und blute;
Wer kans begreisen, wie dir sey zu muthe?
Man siehet dich vor Gottes zorn-gewittern
Und grimm erzittern.

6 Man fällt dich an, man führet dich gefangen,
Man höhnt, Man schläge, bespeyet deine man gen
Man krönt und geiffelt dich macht deinem herzen
Viel quall und schmerzen.

7 Ja, was noch mehr, du wirst zum fluch gemacht,
Ans holz geschlagen, und dahey verlachet,
Von Gott verlassen, und mußt endlich schmecken
Den tod mir schrecken.

8 Sag an, o mensch! find das nicht lauter plagen,
Womit man solt den grösten sünder schlagen?
Warum muß denn die unschuld selbst ohn maassen
Sich strafen lassen.

9 Das macht, daß sie sich hat für uns verbürger,
Drum hat man sie für mich und dich erwürget:
Gott mußte so, solt er der schuldner schonen,
Dem bürgen lohnen.

10 Die sünde kont nicht bleiben ungerochen,
Des todes urtheil war ihr längst gesprochen.
Dis mußt einmal auf der verfluchten erden
Voll zogen werden.

11 Was sünde sey, und was sie längst verdienet,
Hat Gott, eh ihm der sünder wird versühnet,
Zum zeugniß seines ernstes wollen zeigen,
Und nicht mehr schweigen.

12 Hab dank, o Lamm, für deine wunderliebe,
Darinn du dieser zorn-art strenge hiebe
Erduldet, und was über mich solt kommen,
Auf dich genommen.

13 Fürmahr, du trugest meine noth und schmerzen,
Die strafe lag auf dir und deinem herzen;
Daß du mir köntest gnad und fried ertheilen,
Wirst du voll beulen.

14 Ich nehme an, mein Heil, was du erworben,
Und glaube daß du bist darum gestorben,
Daß mir, der von der schuld nunmehr entladen,
Kein tod soll schaden.

15 Ach! stärke nur durch deine kraft den glauben,
Daß er sich diesen schatz nicht lasse rauben,
Der nicht vermag mit allem gut der erden
Bezahlet werden.

16 Laß deines leidens frucht mich stets geniessen;
Laß diesen quell auf mein gewissen fliessen:
Es m¨sse seyn, zu steter lust und freude,
Des geistes weide.

17 Die sünde, der an dir ihr recth geicheben,
Die müsse nun mit schanden untergehen;
Es müsse an mir, ihr forthin zu dienen,
Sich nichts erkühnen.

18 Nur dir, nur dir mien Lamm, soll seyn mein leben
Zum eigenthum hinwiederum ergeben,
Wozu du mich durch deinen tod und wunden,
So hoch verbunden.

19 Nichts kan und soll hinfort von dir mich scheiden,
Ich bleibe dien, Bis du mich dort wirst weiden,
Wo deine liebe mit verklärten zungen
Stets wird befungen.

Text Information
First Line: O Lamm' das keine sünde je beflecket
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Passions-Gesange; Passion Songs
Notes: Mel. Herzliebster Jesu, w.
Tune Information
(No tune information)



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