630. O ewigkeit du freuden-wort

1 O ewigkeit du freuden-wort,
Das mich erquicket fort und fort!
O anfang sonder ende!
O ewigkeit, freud ohne leid!
Ich weiß vor herzens-frölichkeit
Ganz nichts mehr vom elende,
Das sonst in diesem leben plagt,
Weil mir die ewigkeit behagt.

2 Kein herrlichkeit ist in der welt,
Die endlich mit der zeit nicht fällt,
Und gänzlich muß vergehn:
Die ewigkeit hat nur kein ziel,
Sie treibet fort und fort ihr spiel,
Bleibt unverändert stehen;
Ja Gott in seinem worte spricht:
Sie kennet die verwesung nicht.

3 O ewigkeit, du währest lang;
Wenn mir auf erden gleich ist bang,
Weiß ich daß solchs aufhöret.
Drum, wenn ich diese lange zeit
Erwege, samt der seligkeit,
Die ewig nichts zerstöret,
So acht; ich alles leiden nicht,
Die ja nur kurze zeit ansicht.

4 Was ist doch aller christen quaal,
Die pein der märt'rer allzumal,
So vieles creutz und leiden?
Wann man es gleich zusammen trägt,
Und alles auf die wage legt,
Sodann zur andern seiten
Dort jenes lebens herrlichkeit,
Wie wird es überwogen weit!

5 Sieht man denn die verdammten an,
Wie lang ihr marter währen kan,
Wie grausam sie geplaget,
Nur immer sterben ohne tod,
Und leben in der höchsten noth,
Vom feuers-wurm genaget
Wie groß ist denn die herrlichkeit,
Von diesem allen seyn befreyt.

6 Im himmel lebt der christen schaar
Bey Gott viel tausend tausend jahr,
Und werden des nicht müde:
Sie dürfen sich mit engln freun,
Sie sehen stets der Gottheit schein,
Sie haben güldnen fried;
Da Christus giebt, wie er verheißt,
Das manna, das die engel speis't.

7 Ach! wie verlanget doch nach dir
Mein mattes herze mit begier,
Du unaussprechlich leben!
Wenn werd ich doch einmal dahin
Belangen, wo meine schwacher sinn
Stets pfleget hin zu streben?
Ich will der welt vergessen ganz,
Mich sehnen nach des himmels glanz.

8 Fahr hin, du schnöde sucht und pracht,
Du tolle hoffarts-fleidertracht,
Fahr hin, du sündlichs wesen,
Du falsch entz¨¨ndte liebes-brunst,
Du gold und silber reichthums-bunst,
Und was die welt erlesen
Für sich zu ihrem höchsten gut!
Das ew'ge macht mir bessern muth.

9 O ewigkeit! du freuden-wort,
Das mich erquicket fort und fort!
O anfand sonder ende!
O ewigkeit, freud ohne leid!
Ich weiß von keiner traurigkeit,
Wann ich mich zu die wende.
Her Jesu, gib mir solchen sinn
Beharrlich, bis ich komm dahin.

Text Information
First Line: O ewigkeit du freuden-wort
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Himmel und ewigen Leben; Heaven and Eternal Life
Notes: Mel. O ewigkeit du donner w.
Tune Information
(No tune information)



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