414. Wie wohl ist mir, o Freund der seele!

1 Wie wohl ist mir, o Freund der seele!
Wenn ich in deiner liebe ruh.
Ich steige aus der schwermuths-höhle,
Und eile deinen armen zu,
Da muß die nacht des traurens scheiden,
Wenn mit so argenehmen freuden
Die liebe strahlt aus deiner brust.
Hier ist mein himmel schon auf erden:
Wer wolte nicht vergnüget werden,
Der in dir suchet ruh und lust.

2 Die welt mag meine feindin heissen,
Es sey also, ich trau ihr nicht,
Wenn sie mir gleich will lieb erweisen,
Bey einem freundlichen gesicht.
In dir vergnügt sich meine seele,
Du bist mein freund, den ich erwähle;
Du bleibst mein freund, wenn freundschaft weicht.
Der welt haß kan mich doch nicht fällen,
Weil in den stärksten unglücks-wellen
Mir deine treu den anker reicht.

3 Will mich des Mosis eifer drücken,
Blitzt auf mich des gesetzes weh,
Droht straf und hölle meinem rücken,
So steig ich gläubig in die höh,
Und flieh in deiner seiten wunden,
Da hab ich schon den ort gefunden,
Wo mich kein fluch-strahl treffen kan.
Tritt alles wider mich zusammen,
Du bist mein heil, wer will verdammen?
Die liebe nimt sich meiner an.

4 Führst du mich in die creutzes-wüsten,
Ich folg und lehne mich auf dich,
Du nehrest aus der wolken-brüsten,
Und labest aus dem felsen mich:
Ich traue deinen wunder-wegen,
Sie enden sich in lieb und segen.
Genug, wenn ich dich bey mir hab.
Ich weiß, wen du wilst herrlich zieren,
Und über sonn und sternen führen,
Den führest du zuvor hinab.

5 Der tod mag andern düster scheinen;
Mir nicht, weil seele, herz und muth,
In dir, der du verlässest keinen,
O allerliebstes leben! ruh't.
Wen kan des weges end' erschrecken,
Wenn er aus mörder-vollen hecken
Gelanget in die sicherheit?
Mein licht! so will ich auch mit freuden
Aus dieser finstern wildniß scheiden
Zu deiner ruh der ewigkeit.

6 Wie ist mir denn, o freund der seelen,
So wohl, wenn ich mich lehn auf dich!
Mich kan welt, noth und tod nicht quälen,
Weil du, mein Gott! vergnügest mich.
Laß solche ruh in dem gemüthe,
Nach deiner unumschränkten güte,
Des himmels süssen vorschmack seyn.
Weg welt mit allen schmeicheleyen!
Nichts kan als Jesus mich erfreuen.
O reicher trost! mein freund ist mein!

Text Information
First Line: Wie wohl ist mir, o Freund der seele!
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Creutz und Leiden; Of the Cross and Suffering
Notes: Mel. Jehova ist mein hirt und.
Tune Information
(No tune information)



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