262. O sichrer sünder! denkst du nicht

1 O sichrer sünder! denkst du nicht,
Was dein verruchtes laben
An jenem grossen welt-gericht
Für lohn dir werde geben?
Gedenkst du nicht in deinem muth,
An Gottes zorn und seine ruth,
Damit er grimmig dräuet
Den sündern, die im rollen sinn,
Gelebet, und von anbeginn
Für ihn sich nicht gescheuet.

2 Vergissest du der höllenglut,
Wo sünd und tod beysammen
Mit unauslöschlich ew'ger muth,
Dir und dem teufel flammen;
Sie lodert schon zur ewigkeit,
Die glut, in welcher nach der zeit,
Von wegen deiner sünden
Die arme seelder freche geist
Der nun so mancher lust geneußt,
Sein ach und weh wird finden.

3 Erbarme dich selbst über dich
Und deine arme seele,
Damit sie nicht so grausam sich
In jenem feuer quäle;
Gedenke doch, do sünden-knecht,
Daß Gott allwissend und gerecth,
Und deine laster zähle:
Auf, auf, ermuntre dich mit fleiß,
die sünden-netze bald zerreiß,
Du arm-verirrt seele.

4 Gib gute nacht der eitelkeit,
Und ihrem wilden wesen,
Vergiß der vor'gen sünden-zeit
Und sucht dein genesen
In wahrer buß ohn heucheley,
Ohn falschheit und ohn trügerey,
Nach Gottes heilger lehre;
Erössne deiner thränen dach
Ruf über deine sünde: ach!
Und ernstlich dich bekehre.

5 Noch ist die heilge himmels-thür
Zu deiner jülfe offen:
Du kanst noch heute gnade hier
Und alles gute hoffen;
Auf! schicke dich zur bussen an;
Verlaß der laster breite bahn;
Noch scheint dir deine sonne,
So wird auf deinen thränenguß
Ersolgen Gottes gnadenfluß,
Uns künstig ew'ge wonne.

6 Sprich zu den sünden insgemein,
Die dich so sehr vergistet:
Kommt bey mir nur nicht weiter in,
Ich hab ein haus gestiftet
Für Gott in meines herzens saal,
Entweicht und fliehes allzumal,
Ihr schändliche verräther!
Es fliehe meine arme seel
In der felslöcher sichre höhl,
Bey Jesu dem vertreter.

7 Ach Jesu, süsses gnadenheil!
Du vater deiner kinder!
Ach Jesu! zum erbarmen eil
Für mich betrübten sünder:
Ich komme, ach, komm, nim mich an,
Du grosser gnad- und wunder-mann,
Ich bitte um erbarmen1
Ic weiß, daß noch wird übrig seyn
In deinem süseen herzens-schrein,
Ein trost-blick für mich armen.

8 Herr Jesu, meer der tütigkeit,
Laß deine gnade fliessen:
Und wie ein strohm in dieser zeit,
Auch auf mich sich ergiessen:
Hir steh ich elend, blind und blos,
Eröffne mir der liebe schooß,
Und laß mich gnade finden:
Führ auch durch deinen guten Geist
Mich so, daß ich fort allermeist
Ersterbe allen sünden.

Text Information
First Line: O sichrer sünder! denkst du nicht
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der wahren Busse und Bekehrung; True Repentance and Conversion
Notes: Mel. Ein Lämmlein geht u.
Tune Information
(No tune information)



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