248. Der alles füllt, vor dem die tiefen zittern

1 Der alles füllt, vor dem die tieffen zittern,
Wenn nun sein strahl im donner angebrannt,
Vor dessen stimm die berge sich erschüttern,
Ja dessen hand den himmels-kreis umspannt,
O mensch! der wird von dir entehrt,
Wen sich dein herz von ihm abkerht,
Und in den dingen sucht belieben,
Die seinen guten Geist betrüben.

2 Du armer wurm! du halb verfaulte made!
Warum erhebst du dich so dumm und blind?
Weiß'st du die pflicht, un sündigest auf gnade?
O beßre dich, eh sich sein grimm entzündt!
Ist aber dein verfall so groß,
Daß du auch bist am wissen bloß;
so komm, und lerne recht betrachten,
Was dieses sey: den Herrn verachten.

3 Ists nicht genug, daß er dich hat getragen
Bisher, so lang du lagst im sünden-wust?
Daß er dich nicht zu boden hat geschlagen,
Und seinen pfeil gejagt in deine brust?
Verachte Gottes langmuth nicht,
Sie harret nur, ob buß geschicht:
Und wenn du dich nicht wilst bequemen,
Wirst du ein end mit schrecken nehmen.

4 Du bist ein thon, Gott aber ist dein Töpfer,
So darf er ja mit dir thun, was er will:
Woll das geschöpf dem unerschaffnen Schöpfer
In seiner ordnung setzen maaß und ziel?
Drum wirf dich band in demuth hin,
Und untergib ihm deinen sinn.
Wenn du dich in den staub legst nieder,
So giebt er dir den segen wieder.

5 Das leben lists, was seine gnaden-züge
Von alngen her an deiner seel gesucht:
Daß nemlich einst dein stolzer muth erliebe,
Und dein gewissen bringe seine frucht:
Daß dir die sünden fallen ein,
Samt der verdienten höllen-pein,
Und daß du dich mit reu und schrecken
In Jesu seiten mögst verstecken.

6 Denn Jesus ist zum ganden-stuhl gesetzet,
Das man in ihm versöhnung finden kan.
Wer Gottes ihr mit sünden hat verletzet.
Der trift an ihm den sünden-büsser an.
Nur daß der glaub, ohn heucheley,
Mit reu und leid verbunden sey.
Dem höllen räuber wird geraubet,
Wer also vest an Jesum glaubet.

7 Glaub, daß der tod vor diesem lebens-fürstn,
Samt sünd und fluch, in dir ersterben muß:
Laß dich nur erst nach gnade brünstig dürsten,
So wirst du satt aus seinem überfluß.
Erbitte dir nur diesen Gast,
So nimt er von dir deine last.
Wenn du ihm vorsetz'st all das deine,
So setzt er dir vor all das seine.

8 Die mahlziet ist gar ungleich an gerichten.
Du giebst ihm nichts als ungerectigkeit,
Verborne greul und unerlaubtes tichten,
Der worte gift, des thuns verdorbenheit.
Er aber reicht, dir manna her,
Berechtigkeit, heil, kraft und ehr;
Ja, er verlangt sich selbst zu geben,
Wie er ist Wahrheit, Licht und Leben.

9 Er sordert nur, daß deines herazens herze
Vom bösen vorsatz werde ausgeleert,
Und daß du nie aus sünden machest scherze,
Daß dir was ihm beliebt, sey lieb und werth.
Er will, du solst aus Babel gehn,
Von nun an nur in ihm zu stehn,
Daß er sein werk mög in dir treiben,
Und sein gesetze in dich schreiben.

10 Was sich in dir hat gegen ihn gerüstet,
Muß nun mit schanden fallen in sein nichts:
Der eigenwill, der sich so sehr gebrüstet,
Soll nunmehr fühl'n die flamme des gerichts;
Die eigenheit muß untergehn,
Gelassenheit muß auferstehn.
Es muß die liebe dieser erden
Ein opfer seiner liebe werden.

11 Die seligkeit, die du auf diesem wege
Erlangen wirst, ist unbeschreiblich groß:
Und wenn die sünd' auch würde in dir rege,
Bist du doch schon vom fluch und strafe los:
Ja, jesu allmacht stärket dich,
Daß du wirst können rittelich
Die bittre wurzel in dir dämpfen,
Und wider böse lüste kämpfen.

12 So kanst du denn mit Paulo freudig sagen:
Ich lebe nicht, denn Christus lebt in mir.
Kein feind wird seyn, den du nicht köntest schlagen,
Dieweil der Held, dein Jesus, ist mit dir.
So oft sich regt ein neuer kried,
Gebiert sich dir ein neuer sieg.
Wen solten diese seligkeiten
Nicht von der welt zu Jesu leiten?

Text Information
First Line: Der alles füllt, vor dem die tiefen zittern
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der wahren Busse und Bekehrung; True Repentance and Conversion
Notes: Mel. Zerfließ, mein Geist, in.
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(No tune information)



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