230. Kommt, laßt euch den Herren lehren

1 Kommt, laßt euch den Herren lehren,
Kommt und lernet allzumal,
Welche die sind, die gehören
In der rechten christen zahl:
Die bekennen mit dem mund,
Gläuben vest von herzensgrund,
Und bemühen sich darneben
Fromm zu seyn dieweil sie leben.

2 Selig sind, die demuth haben,
Und sind immer arm im geist,
Rühmen sich ganz keiner gaben,
Daß Gott werd allein gepreißt:
Danken dem auch für und für,
Denn das himmelreich ist ihr:
Gott wird dort zu ehren setzen,
Die sich selbst gering hie schätzen.

3 Selig sind die leide tragen,
Da sich göttlich trauren findt;
Die beseufzen und beklagen
Ihr und andrer leute sünd,
Auch deshalben traurig gehn,
Oft für Gott mit thränen stehn:
Diese sollen hier auf erden,
Und denn dort getröstet werden.

4 Selig sind die frommen herzen,
Da man sanftmuth spüren kan,
Welche hohn und trotz verschmerzen,
Weichen gerne jederman;
Die nicht suchen eigne rach,
Und befehlen Gott die sach:
Alle die will er so schützen,
Daß sie noch das land besitzen.

5 Selig sind, die sehnlich streben
Nach gerechtigkeit und treu,
Daß an ihrem thun und leben
Kein gewalt noch unrecht sey;
Die da lieben gleich und recht,
Sind aufrichtig, fromm und schlecht,
Geiz, betrug und unrecht hassen,
Die wird Gott satt werden lassen.

6 Selig sind, die aus erbarmen
Sich annehmen fremder noth,
Sind mitleidig mit den armen,
Bitten treulich für sie Gott;
Die behülflich sind mit rath,
Auch, wo möglich, mit der that,
Werden wieder hülf' empfangen,
Und barmherzigkeit erlangen.

7 Selig sind, die funden werden
Reines herzens jederzeit:
Die im wort, werk und geberden
Lieben zucht und heiligkeit,
Diese, welchen nicht gefällt
Die unreine lust der welt,
Sondern sie mit ernst vermeiden,
Werden schauen Gott mit freuden.

8 Selig sind die friede machen,
Und drauf sehn ohn unterlaß,
Daß man mög in allen sachen
Fliehen hader, streit und haß;
Die da stiften fried und ruh,
Helfen allerseits dazu,
Sich auch friedens selbst befleißen,
Werden Gottes kinder heissen.

9 Selig sind, die müssen dulden
Schmach, verfolgung, angst und pein,
Da sie es doch nicht verschulden,
Und gerecht befunden seyn;
Ob des creutzes gleich ist viel,
Setzet Gott doch maaß und ziel,
Und hernach wird ers belohnen
Ewig mit der ehren-kronen.

10 Gib, o Herr, zu allen zeiten,
Daß ich hie auf dieser erd
Aller solcher seligkeiten
Aus genaden fähig werd!
Hilf daß ich mich acht gering,
Oft dir meine noth vorbring,
Auch am feinde sanftmuth übe,
Die gerechtigkeit stets liebe.

11 Daß ich armen helf und diene,
Immer hab ein reines herz,
Die in unfried stehn, versöhne,
Dir anhang in frued und schmerz.
Vater, hilf von deinem thron.
Daß ich gläub an deinen Sohn,
Und durch deines Geistes stärke
Mich befleiße guter werke.

Text Information
First Line: Kommt, laßt euch den Herren lehren
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom wahren und falschen Christenthum; True and False Christianity
Notes: Mel. Zion klagt mit angst
Tune Information
(No tune information)



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