176. Befiehl du deine wege

1 Befiehl du deine wege,
Und was dein herze kränkt,
Der allertreusten pflege
Deß, der den himmel lenkt:
Der wolken, luft und winden
Gibt wege, lauf und bahn,
Der wird auch wege finden,
Da dein fuß gehen kan.

2 Dem Herren mußt du trauen,
Wann dirs soll wohl ergehn,
Auf sein werk mußt du schauen,
Wenn dein werk soll bestehn.
Mit sorgen und mit grämen,
Und mit selbst-eigner pein,
Läßt Gott ihm gar nichts nehmen,
Es muß erbeten seyn.

3 Dein ew'ge treu und gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sey oder schade
Dem sterblichen geblüt:
Und was du denn erlesen,
Das treibst du, starker held,
Und bringst zum stand und wesen,
Was deinem rath gefällt.

4 Weg' hast du allerwegen,
An mitteln fehlt dirs nicht,
Dein thun ist lauter segen,
Dein gang ist lauter licht:
Dein werk kan niemand hindern,
Dein arbeit kan nicht ruhn,
Wenn du, was deinen kindern
Ersprießlich ist, willt thun.

5 Und ob gleich alle teufel
Hie wolten widerstehn,
So wird doch ohne zweifel
Gott nicht zurücke gehn.
Was er ihm vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
zu seinem zweck und ziel.

6 Hoff, o du arme seele,
Hoff und sei unverzagt;
Gott wird dich aus der höhle,
Da dich der kummer plagt,
Mit grossen gnaden rücken:
Erwarte nur der zeit,
So wirst du schon erblicken
Die sonn der schönsten freud.

7 Auf! auf! gib deinem schmerze
Und sorgen gute nacht:
Laß fahren, was das herze
Betrübt und traurig macht.
Bist du doch nicht regente,
Der alles führen soll:
Gott sitzt im regimente,
Und führet alles wohl.

8 Ihn, ihn laß thun und walten,
Er ist ein weiser fürst,
Und wird sich so verhalten,
Daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret,
Mit wunderbarem rath
Das werk hinausgeführet,
Das dich bekümmert hat.

9 Er wird zwar eine weile
Mit seinem trost verziehn,
Und thun an seinem theile,
Als hätt in seinem sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollt'st du für und für
In angst und nöthen schweben,
So frag' er nichts nach dir.

10 Wirds aber sich befinden,
Daß du ihm treu verbleibst,
So wird er dich entbinden,
Da du's am mindsten gläubst:
Er wird dein herze lösen
Von der so schweren last,
Die du zu keinem bösen
Bisher getragen hast.

11 Wohl dir, du kind der treue,
Du hast und trägst davon
Mit ruhm und dank-geschreye
Den sieg und ehrenkron:
Gott gibt dir selbst die palmen
In deine rechte hand,
Und du singst freuden-psalmen,
Dem, der dein leid gewandt.

12 Mach end, o Herr! mach ende
An aller uns'rer noth;
Stärk unsre füß und hände,
Und laß bis in den tod
Uns allzeit deiner pflege
Und treu' empfohlen seyn,
So gehen unsre wege
Gewiß zum himmel ein.

Text Information
First Line: Befiehl du deine wege
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von göttlicher Vorsorge und Regierung; Divine Providence and Government
Notes: Mel. Herzlich thut mich ver.
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(No tune information)



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