490. Laßt ab von Sünden alle

1 Laßt ab von Sünden alle,
laßt ab und zweifelt nicht,
daß Christus wird mit Schalle
bald kommen zum Gericht.
Sein Stuhl ist schon bereitet,
der Herr kommt offenbar;
Er kommt und wird begleitet
von einer großen Schaar.

2 Erschrick, o sichre Seele,
dies sit der letzte Tag,
dein Leib kommt aus der Höhle,
darin er schlafend lag.
Da mußt du stehn entkleidet,
und hören an mit Scheu,
wie Christus selber scheidet
den Waitzen von der Spreu.

3 Wohl dir, so du geschmücket
in wahrem Glauben bist,
alsdann wirst du gerücket
hinauf zu Jesus Christ.
Wer aber nicht von Herzen
drückt dich der Sünden Joch,
der Satan wird mit Schmerzen
dich stürzen in sein Loch.

4 Was wird der Richter machen?
der richtet nicht allein,
Er wird zugleich in Sachen
dein wahrer Zeuge sein.
Denn wirst Du sehr erschrecken,
wenn auf dem Urtheils -Plan,
der Richter wird aufdecken,
was heimlich du gethan.

5 Wie willt du doch bestehen
für seinem großen Zorn?
wenn Er dich lässet sehen
die Wunden, Schläg' und Dorn,
und was Er mehr getragen,
o schnöder Knecht für dich!
bald wird dich Christus fragen:
Mensch, warum schlugst du mich?

6 Hab ich nicht gern vergossen
mein Blut für deine Schuld
ward ich nicht vest geschlossen,
litt ich nicht mit Geduld
die nie verdiente Strafen,
und Marter Tag und Nacht,
bis ich am Creuz entschlafen,
hab alles vollenbracht?

7 Wie hast du nun vergolten
mir, was ich dir gethan,
oft hast du mich gescholten,
bist auf der Sünden Bahn,
mit dem verfluchten Haufen,
nur mir zum Spott und Hohn,
in sicherheit gelaufen;
war das nicht feiner Lohn?

8 Ach Gott, wie wird erschüttern
alsdann ein Menschen-Kind!
Israel mußte zittern,
als Er den starken Wind,
das Donnern und das Blitzen,
samt der Posaunen Schall
hört' auf des Berges Spitzen,
da schrie' es überall.

9 Wie wird der Sünder schreien,
wenn ihn der Richter fragt:
warum er nicht mit Treuen
gethan, was ihm gesagt?
Wie wird er können schauen
ein solches Angesicht,
das ihm mit Angst und Grauen
Leib, Seel' und Geist zerbricht.

10 Wer kann die Schand erreichen,
die der erdulden muß,
der durch den Tod muß schleichen
ins Grab ohn' alle Buß,
und soll hernachmals sehen
viel Heilige mit Pracht
bei Gott, dem Richter stehen,
der ihm sein Urtheil macht.

11 Die großen Gottes-Männer
verfluchen den zugleich,
den frechen Friedens-Trenner,
der Satans Kirch und Reich
gesuchet zu vermehren
aus böser Lust allein,
und muß nun aller Ehren
dafür entsetzet seyn.

12 O Himmel! es erschallet
der Sünder Klag-Geschrei,
ihr Berg und Hügel fallet,
und knirschet uns entzwei,
bedeckt uns für dem Pfuhle,
dieweil zu dieser Frist
das Lämmlein auf dem Stuhle
sogar ergrimmet ist.

13 Herr lehre mich bedenken
doch diesen jüngsten Tag,
daß ich zu Dir mich lenken
und christlich leben mag.
Und wann ich dann soll stehen
vor Deinem Angesicht,
so laß mich frölich sehen
Dein klares Himmels-Licht.

Text Information
First Line: Laßt ab von Sünden alle
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge Von der Auferstehung der Todten und Dem jüngsten Gerich; Songs of the Resurrection of the Dead and the Last Judgment
Source: Um 1700. Marburger, G. B.
Notes: Mel. Ach Herr, mich armen Sünder
Tune Information
(No tune information)



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