463. Freu' dich sehr, o meine Seele!

1 Freu dich sehr, o meine Seele,
und vergiß all' Noth und Qual,
weil dich nun Christus, dein Herre,
ruft aus diesem Jammerthal;
aus Trübsal und großem Leid
sollt Du fahren in die Freud',
die kein Ohr jemals gehöret
und in Ewigkeit auch währet.

2 Tag und Nacht hab' ich gerufen
zu dem Herren, meinem Gott,
weil mich stets viel Creuz betroffen,
daß Er mir hülf' aus der Noth.
Wie sich sehnt ein Wandersmann,
daß sein Weg ein End mög' han,
so hab' ich gewünschet eben,
daß sich enden mög' mein Leben.

3 Denn glich wie die Rosen stehen
unter Dornen spitzig gar,
also auch die Christen gehen
in lauter Angst und Gefahr;
wie die Meeres-Wellen sind,
und der ungestüme Wind,
also ist allhier auf Erden
unser Lauf voller Beschwerden.

4 Welt, Tod, Teufel, Sünd und Hölle,
unser eigen Fleisch und Blut,
plagen stets heir unsre Seele,
lassen uns bei keinem Muth;
wir sind voller Angst und Plag',
lauter Creuz sind unsre Tag',
wenn wir nur geboren werden,
find't sich Jammer g'nug auf Erden.

5 Wenn die Morgenröth herleuchtet
und der Schlaf sich von uns wend't,
Sorg und Kummer daher streichet.
Müh find't sich an allem End:
Unsre Thränen sind das Brod,
so wir essen früh und spat:
wenn die Sonn' nicht mehr thut scheinen,
ist nur lauter Klag und Weinen.

6 Drum, Herr Christ, Du Morgensterne,
der Du ewiglich aufgehst,
sei von mir jetzund nicht ferne,
weil mich Dein Blut hat erlöst:
Hilf, daß ich mit Fried' und Freud',
mög' von hinnen fahren heut;
ach sei Du mein Licht und Straße,
mich mit Beistand nicht verlasse.

7 In Dein' Seite will ich fliehen
an mein'm bittern Todes-Gang,
durch Dein' Wunden will ich ziehen
in's himmlische Vaterland;
in das schöne Paradeis,
drein der Schächer that sein Reis'
wirst Du mich, Herr Christ, einführen
und mit ew'ger Klarheit zieren.

8 Ob mir schon die Augen brechen,
das Gehöre gar verschwind't,
meine Zung nicht mehr kann sprechen,
der Verstand sich nicht besinnt;
bist Du doch mein Licht und Hort,
Lebens-Weg und Himmels-Pfort;
Du wirst mich in Gnad regieren,
auf der rechten Bahn heimführen.

9 Laß Dein' Engel mit mir fahren
auf Elias Wagen roth,
meine Seele wohl bewahren,
wie Laz'rum nach seinem Tod;
laß sie ruhn in Deinem Schooß,
erfüll' sie mit Freud' und Trost,
bis der Leib ommt aus der Erden
und sie beid' vereinigt werden.

10 Freu' dich sehr, o meine Seele,
und vergiß all' Noth und Qual,
weil dich nun Christus, dein Herre,
ruft aus diesem Jammerthal;
seine Freud' und Herrlichkeit
sollt du sehn in Ewigkeit,
mit den Englen jubiliren,
In Ewigkeit triumphiren.

Text Information
First Line: Freu' dich sehr, o meine Seele!
Author (attributed to): Caspar von Warnberg (um 1620)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge über die Gläubige Betrachtung des Todes und der Ewigkeit; Contemplation of Death and Eternity
Notes: Nach andern: Simon Graf, 1659; Mel. Freu' dich sehr, o meine Seele
Tune Information
(No tune information)



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