433. Ein Gebet zur Zeit der Verfolgung und Drangsal frommer christen

1 Treuer Wächter Israel,
des sich freuet unsre Seel',
ach! Du weissest alles Leid
Deiner armen Christenheit.
O Du Wächter, der Du nicht
schläfst noch schlummerst, zu uns richt'
Dein hülfreiches Angesicht.

2 Schau wie große Noth und Qual
Trifft Dein Volk jetzt überall:
täglich wird der Trübsal mehr,
hilf! ach hilf, schütz' Deine Ehr';
wir verderben, wir vergehn,
nichts wir sonst vor Augen sehn,
wo Du nicht bei uns wirst stehn.

3 Hoherpriester, Jesu Christ,
der Du eingegangen bist
in den heil'gen Ort zu Gott,
durch Dein Creuz und bittern Tod,
uns versöhnt mit Deinem Blut,
ausgelöscht der Höllen Gluth,
wiederbracht das höchste gut.

4 Sitz'st auch heut in's Vaters Reich,
Ihm an Macht und Ehren gleich,
unser ein'ger Gnaden-Thron,
Gottes allerliebster Sohn,
den Er in dem Herzen trägt,
dessen Fürbitt' Ihn bewegt,
daß Er keine Bitt' abschlägt.

5 Kläglich schreien wir zu Dir,
klöpfen an die Gnadenthür,
wir, die Du mit höchstem Ruhm
Dir erkaust zum Eigenthum.
Deines Vaters zorn abwend'.
der wie lauter Feu'r jetzt brennt,
und scheir alle Welt durchrennt.

6 Zeig Ihm Deine Wunden roth,
red' von Deinem Creuz und tod,od,
und was Du mehr hast gethan,
zeig Ihm unsertwegen an.
Sage, daß Du unsre Schuld
hast bezahlet in Geduld,
uns erlanget Gnad und Huld.

7 Jesu, der Du Jesus heiß'st,
als ein Jesus Hülfe leist':
hilf mit Deiner starken Hand,
Menschen-Hülf' hat sich gewandt:
Eine Mauer um uns bau',
daß dem Feinde dafürr grau'
und mit Zittern sie anschau'.

8 Liebster Schatz, Immanuel,
Du Beschützer unsrer Seel',
Gott mit uns in aller Noth,
neben uns und in uns Gott,
Gott für uns zu aller Zeit;
Trotz dem, der uns thut ein leid!
Gottes Straf' ist ihm bereit't.

9 Deines Vaters starker Arm!
komm' und unser Dich erbarm',
laß jetzt sehen Deine Macht,
drauf wir hoffen Tag und Nacht.
Aller Feinde Koppel trenn',
daß Dich alle Welt erkenn',
aller Herren Herren nenn'.

10 Andre trau'n ihre Kraft,
auf ihr Glück und Ritterschaft;
Deine Christen sehn auf Dich,
auf Dich trau'n wir festiglich.
Laß sie werden nicht zu Schand',
bleib' ihr Helfer und Beistand,
sind sie doch Dir ganz bekannt.

11 Gürte Dein Schwert an die Seit'
als ein Held, und für uns streit'!
und zerschmettre Deine Feind',
so viel ihr'r auf Erden seind.
Auf die Hälse tritt Du ihn'n,
leg' sie Dir zum Schemel hin,
und brich seinen stolzen Sinn.

12 Du bist ja der Held und Mann,
der den Kriegen steuern kann,
der die Spieß' und Schwert zerbricht,
der die Bogen macht zunicht,
der die Wagen gar verbrennt,
und der Menschen Herzen wend't,
daß der Krieg gewinnt ein End'.

13 Jesu, wahrer Friedens-Fürst,
der der Schlangen hat zerknirscht
ihren Kopf durch seinen Tod,
wiederbracht den Fried bei Gott;
gieb uns frieden gnädiglich,
so wird Dein Volk freuen sich
und wir immer preisen Dich.

Text Information
First Line: Treuer Wächter Israel
Title: Ein Gebet zur Zeit der Verfolgung und Drangsal frommer christen
Author: Johann Heermann (1647)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge vom Leben der Gläubigen; Songs from the Life of the Faithful
Notes: Mel. Singen wir aus Herzens
Tune Information
(No tune information)



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