333. Heiliges Verlangen nach dem hochwürdigen Sakrament und der darin geschenkten Seligkeit

1 Schmücke dich, o liebe Seele,
laß die dunkle Sündenhöhle,
komm ans helle Licht gegangen,
fange herrlich an zu prangen:
denn der Herr, voll Heil und Gnaden,
will dich jetzt zu Gaste laden;
der den Himmel kann verwalten,
will jetzt Herberg' in dir halten.

2 Eile, wie Verlobte pflegen,
deinem Bräutigam entgegen,
der da mit dem Gnaden-Hammer
klopft an deine Herzens-Kammer;
öffn' Ihm bald des Geistes Pforten,
red' Ihn an mit schönen Worten:
komm, mein Liebster, laß Dich küssen,
laß mcih Deiner nicht mehr missen.

3 Zwar in Kaufung theurer Waaren
pflegt man sonst kein Geld zu sparen:
Aber Du willt für die Gaben
Deiner Huld dein Geld nicht haben,
weil in allen Bergwerksgründen
kein solch Kleinod ist zu finden,
das die Blut-gefüllten Schaalen,
und dies Manna kann bezahlen.

4 Ach! wie wünschet mein Gemüthe,
Menschenfreund! nach Deiner Güte.
Ach! wie pfleg' ich oft mit Thränen
mich nach Deiner Kost zu sehnen!
ach! wie pfleget mich zu dürsten
nach dem Trank des Lebens-Fürsten!
wünsche stets, daß mein Gebeine
sich durch Gott mit Gott vereine.

5 Beides, Lachen und auch Zittern,
lässet sich in mir jetzt wittern;
das Geheimniß dieser Speise
und die unerforschte Weise
machet, daß ich früh vermerke,
Herr, die Größe Deiner Werke.
Ist auch wohl ein Mensch zu finden,
der Dein' Allmacht sollt' ergründen?

6 Nein, Vernunft die muß hier weichen,
kann dies Wunder nicht erreichen,
daß dies Brot nie wird verzehret,
ob es gleich viel Tausend nähret,
und daß mit dem Saft der Reben
uns wird Christi Blut gegeben.
O, der großen Heimlichkeiten,
die nur Gottes Geist kann deuten.

7 Jesu, meines Lebens Sonne,
Jesu, meine Freud' und Wonne,
Jesu, Du mein ganz Beginnen,
Lebensquell und Licht der Sinnen!
Hier fall ich zu Deinen Füßen;
laß mich würdiglich geniessen
dieser Deiner Himmels-Speise,
mir zum Heil und Dir zum Preise.

8 Herr! es hat Dein theures Lieben
Dich vom Himmel h'rab getroeben,
daß Du willig hast Dein Leben
in der Tod für uns gegeben
und dazu ganz unverdrossen,
Herr! Dein Blut für uns vergossen,
das uns jetzt kann kräftig tränken,
Deiner Liebe zu gedenken.

9 Jesu, wahres Brod des Lebens!
hilf! daß ich doch nicht vergebens,
oder mir vielleicht zum Schaden,
sei zu Deinem Tisch geladen.
Laß mich durch dies Seelen-Essen
Deine Liebe recht ermessen,
daß ich auch wie jetzt auf Erden,
mög' ein Gast im Himmel werden.

Text Information
First Line: Schmücke dich, o liebe Seele
Title: Heiliges Verlangen nach dem hochwürdigen Sakrament und der darin geschenkten Seligkeit
Author: Johann Frank (1677)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge zum heiligen Abendmahl; Songs for the Holy Supper
Tune Information
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