660. Gott Lob! die Stund ist kommen

1 Gott Lob1 die Stund ist kommen,
da ich werd aufgenommen
ins schöne Paradeis.
Ihr Eltern, dürft nicht klagen;
mit Freuden sollt ihr sagen:
Dem Höchsten sei Lob, Ehr und Preis.

2 Wie kann's Gott besser machen?
Er reißt mich aus dem Rachen
des Teufels und der Welt,
die jetzt wie Löwen brüllen,
Ihr Grimm ist nicht zu stillen,
bis Alles übern Haufen fällt.

3 Dies sind die letzten Tage,
da nichts als lauter Plage
mit Haufen bricht herein.
Mich nimmt nun Gott von hinnen,
und lässet mich entrinnen
der überhäuften Noth und Pein.

4 Kurz ist mein irdisch Leben;
ein bessres wird mir geben
Gott in der Ewigkeit.
Da werd ich nicht mehr sterben,
in keiner Noth verderben:
mein Leben wird sein lauter Freud.

5 Er eilet mit den Seinen,
läßt sie nicht lange weinen
in diesem Thränenthal.
Ein schnell und selig Sterben
ist schnell und glücklich erben
des schönen Himmels Ehrensaal.

6 Wie öfters wird verführet
manch Kind, an dem man spüret
rechtschaffne Frömmigkeit!
Die Welt, voll List und Tücke,
legt heimlich ihre Stricke
bei Tag und Nacht, zu jeder Zeit.

7 Die Netze mag sie stellen:
mich wird sie nun nicht fällen,
sie wird mir thun kein Leid.
Denn wer kann den verletzen,
den Christus itzt wird setzen
ins Schloß vollkommner Sicherheit?

8 Zuvor bracht ich euch Freude.
Jetzt, nun ich von euch scheide,
betrübt sich euer Herz.
Doch wenn ihr's recht betrachtet
und, was Gott thut, hochachtet,
wird sich bald lindern aller Schmerz.

9 Gott zählet alle Stunden,
er schlägt und heilet Wunden;
er kennet Jedermann.
Nichts ist ja je geschehen,
das er nicht vorgesehen;
und was er thut ist wohlgethan

10 Wenn ihr mich werdet finden
vor Gott, frei aller Sünden.
in weißer Seiden stehn,
und tragen Siegespalmen
in Händen und mit Psalmen
des Herren Lob und Ruhm erhöhn:

11 Da werdet ihr euch freuen;
es wird euch herzlich reuen,
daß ihr euch so betrübt.
Wohl dem, der Gottes Willen
gedenket zu erfüllen,
und ihm sich in Geduld ergiebt.

12 Abe! nun seid gesegnet!
Was jetzund euch begegnet,
ist andern auch geschehn;
viel müssens noch erfahren.
Nun Gott woll euch bewahren!
Dort wollen wir uns wiedersehn.

Text Information
First Line: Gott Lob! die Stund ist kommen
Author: J. Heermann, 1585-1647
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Sterbe- und Begräbnißlieder; Death and Funeral Songs
Notes: Mel. Nun ruhen alle.
Tune Information
(No tune information)



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