626. Ach Gott, wenn ich bei mir betracht

1 Ach Gott, wenn ich bei mir betracht,
daß alles Fleisch verdirbet,
und dieses nehme wohl in Acht,
wie elend mancher stirbet;
so ruf ich dich, mein Vater, an,
denn deine Güt und Allmacht kann
hierin mir bestens helfen.

2 Ich weiß wohl, daß ich sterben muß;
doch nicht zu welcher Stunden.
Drum gieb, daß ich in steter Buß
und Glauben werd erfunden,
heut, diese Stund und alle Zeit
zu meiner Heimfahrt sei bereit,
sobald du mich abforderst.

3 Ach rechne mir es ja nicht zu,
wenn ich mich unterfange
und diese Bitte zu dir thu,
warum dem Herzen bange;
aus lauter unverdienter Güt
vor vielen Schmerzen mich behüt
und vor langwiergem Lager.

4 Hiernächst, mein Gott, bewahre mich
vorm bösen, schnellen Ende;
Wahnwitz, Verzweiflung gnädiglich,
sammt Ungeduld abwende.
Ein solches Stündlein mir verleih,
daß ich all meine Sünd dabei
im Glauben mög bereuen.

5 Laß mich den werthen heilgen Geist
bis an mein End regieren
und dessen Beistand allermeist
im wahren Glauben spüren,
daß mir alleine komm zu gut
des Herren Jesu theures Blut,
so er für mich vergossen.

6 Hilf, Helfer, hilf in Todesnoth,
laß mich nicht lange quälen;
dir will ich meine Seel, o Gott,
zu treuer Gnad befehlen.
Verkürz mir meine Noth und Pein,
daß, wenn ich seh mein End da sein,
mit Fried und Freud abfahre.

Text Information
First Line: Ach Gott, wenn ich bei mir betracht
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Sterbe- und Begräbnißlieder; Death and Funeral Songs
Source: Hannöv. Gesangb. um 1656
Notes: Mel. Herr Jesu Christ, du
Tune Information
(No tune information)



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