528. Mein Salomo, dein freundliches Regieren

1 Mein Salamo, dein freundliches Regieren
stillt alles Weh, das meinen Geist beschwert.
Wenn sich zu dir mien blödes Herze kehrt,
so läßt sich bald dein Friedensgeist verspüren;
Dein Gnadenblick zerschmelzet meinen Sinn,
und nimmt die Furcht und Unruh von mir hin.

2 Gewiß, mein Freund giebt solche, edle Gaben,
die alle Welt mir nicht verschaffen kann.
Schau an die Welt, schau ihren Reichthum an,
er kann ja nicht die müden Seelen leben;
mein Jesus kann's, er thut's im Ueberfluß,
wenn alle Welt zurücke stehen muß.

3 O süßer Freund, wie wohl ist dem Gemüthe,
das im Gesetz sich so ermüdet hat,
und nun zu dir, dem Seelenleben, nacht,
und schmeckt in dir die wundersüße Güte,
die alle Angst, die alle Noth verschlingt,
und unsern Geist zu fanster Ruhe bringt.

4 Gewiß, mein Freund, wenn deine Liebeszeichen
mein armes Herz so sanftiglich durchgehn,
so kann in mir ein reines Licht entstehn,
durch das ich kan das Vaterherz erreichen,
in dem man nichts, als nur Vergebung spürt,
da eine Gnadenflut die andre rührt.

5 Je mehr das Herz sich zu dem Vater kehret,
je mehr es Kraft und Seligkeit genießt,
daß es dabei der Eitelkeit vergißt,
die sonst den Geist gedämpfet und beschweret:
je mehr das Herz den süßen Vater schmeckt,
je mehr wir es zur Heiligkeit erweckt.

6 Der Gnadenquell, der in der Seele fließet,
der wird in ihr ein Brunn des Lebens sein.
so in das Meer des Lebens springt hinein,
und Lebensströme wieder von sich gießet.
Behält in dir dis Wasser seinen Lauf,
So geht in dir die Frucht des Geistes auf.

7 Wenn sich in dir des Herren Klarheit spiegelt,
die Freundlich keit aus seinem Angesicht,
so wird dadurch das Leben angericht't,
die Heimlichkeit der Weisheit aufgesiegelt,
ha selbst dein Herz in solches Bild verklärt,
und alle Kraft der Sünden abgekehrt.

8 Was dem Gesetz unmöglich war zu geben,
das bringt alsdenn die Gnade selbst herfür.
Sie wirket Lust zur Heiligkeit in dir,
und ändert nach und nach dein ganzes Leben,
indem sie dich aus Kraft in Kräfte führt,
und mit Geduld und Langmuth dich regiert.

9 Es müsse doch mein Herz nur Christum schauen;
besuche mich, mein Aufgang aus der Höh,
daß ich das Licht in deinem Lichte seh,
und könne schlechterdings der Gnaden trauen.
Kein Fehler sei so groß und schwer in mir,
der mich von solchem Blick der Liebe führ.

10 Wenn meine Sünd mich vor dir niederschläget,
und deinen Geist der Kindschaft in mir dämpft,
wenn das Gesetz mit meinem Glauben kämpft,
und lauter Angst und Furcht in mir errget,
so laß mich doch dein Mutterherze sehn,
und neue Kraft und Zuversicht entstehn.

11 So ruh ich nun, mein Heil, in deinen Armen,
du selbst sollst mir mein ewger Friede sein;
ich hülle mich in deine Gnade ein,
mein Element ist einig dein Erbarmen;
und weil du mir mein Ein und Alles bist,
so ist's genug, wenn dich mein Geist genießt.

Text Information
First Line: Mein Salomo, dein freundliches Regieren
Author: C. F. Richter, 1676-1711
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Trostlieder; Consolation Songs
Notes: Mel. Es ist denn nun die Hütte.
Tune Information
(No tune information)



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