18. Gerechter Gott! vor dein gericht

1 Gerechter Gott! vor dein Gericht
Muß alle welt sich stellen,
Und sich vor deinem Angesicht
Ihr urtheil lassen fällen.
Du schaust von deinem hohen thron,
Ohn' alles ansehn der person,
Auf alle menschenkinder.

2 Du bist des satans werken feind,
Und hassest gottlos Wesen.
Der ist gewisslich nicht dein freund,
Der sich zum zweck erlesen,
Was dein gerecht geseß verbeut,
Und der sich wahrer Heiligkeit
Von herzen nicht befleisset.

3 Du liebest das, was recht und gut,
Und bist ein freund der frommen:
Wer glaubt und deinen willen thut,
Wird von dir aufgenommen.
Sein werk und dienst gefällt dir wohl,
Ist er gleich nicht so, wie er soll,
Nach dem geseß vollkommen.

4 Du öffnest deine milde hand,
Das gute zu belohnen,
Und giebest, als ein Liebespfand
Den frommen schöne kronen:
So zeigest du vor aller welt,
Daß es dir herzlich wohl gefällt,
Wenn man das gute liebet.

5 Hingegen bleibt die Bosheit auch
Von dir nicht ungerochen:
Ein Abgrund voller quaal und rauch
Wird denen zugesprochen,
Die sich mit Sündenluft befleckt;
Ja, deine hand ist ausgestreckt,
Sie hier bereits zu strasen

6 Der Untergang der ersten welt,
Die aus der art geschlagen,
Das Feuer, das auf Sodom fällt,
Egyptens lange plagen,
Und andre wunder deiner macht,
Bezeugen, wenn dein Zorn erwacht,
Wie du nach werken lohnest.

7 Bleibt hier viel böses ungestraft,
Viel gute unbelohnet;
So kommt ein tag der Rechenschaft,
Der keines Sünders schönet:
Da wird sich die Gerechtigkeit,
Die jedem die Vergeltung beut,
Am herrlichsten beweisen.

8 Gerechter Gott! laß meinen sinn,
Wie du, das gute lieben,
Nimm alle Luft zur Sünde hin,
Wirk inniges betrüben,
Wenn sich dies übel in mir regt:
Dein herz, das lauter gutes hegt,
Sey Vorbild meinem herzen.

9 Und weil vor dir gerechter Gott!
Kein Sünder kann bestehen,
Der nicht des mittlere Blut und Tod
Zum Schild sich ausersehen:
So hieb mir dir Gerechtigkeit,
Die mich vor deinem Zorn befreit,
Durch sein verdienst, zu eigen.

Text Information
First Line: Gerechter Gott! vor dein gericht
Language: German
Publication Date: 1817
Topic: Wahrheiten, welche aus der Erkenntniß fließen: Von Gottes Daseyn
Notes: Mel. Es ist gewißlich an u.
Tune Information
(No tune information)



Suggestions or corrections? Contact us